Die ersten 72 Stunden nach der Trennung: Dein Überlebensguide

Lesezeit: 12 Minuten | Kategorie: Liebeskummer & Trennung

Inhaltsverzeichnis

  1. Der Anruf, der alles verändert

  2. Warum die ersten 72 Stunden entscheidend sind

  3. Dein Körper im Ausnahmezustand erkennen

  4. Die SOS-Liebeskummer-Methode

  5. Der Grübelstopp: Raus aus der Gedankenspirale

  6. Die 3 größten Fehler (und wie du sie vermeidest)

  7. Mein kontroverser Tipp: Lass dich krankschreiben

  8. Was wirklich hilft (und was nicht)

  9. Deine nächsten Schritte

  10. Wissenschaftliche Quellen

Der Anruf, der alles verändert

Es ist 18 Uhr. Mein Telefon klingelt. Am anderen Ende höre ich nur Schluchzen.

"Irina, er ist weg. Einfach weg. Ich kann nicht mehr."

Diese Anrufe kenne ich. Zu gut. Und weißt du was? In diesem Moment ist alles, was ich dieser Frau sage, entscheidend. Nicht, weil ich die magischen Worte habe, die den Schmerz wegzaubern. Sondern weil ich weiß, was jetzt wirklich zählt.

Und das ist NICHT das, was die meisten denken.

Warum die ersten 72 Stunden entscheidend sind {#erste-72-stunden}

Lass mich dir etwas sagen, was dir kein 08/15-Ratgeber verrät: Die ersten 72 Stunden nach einer Trennung sind wie die Erstversorgung nach einem Unfall.

Dein Körper? Im absoluten Ausnahmezustand. Dein Gehirn? Auf einer neuronalen Autobahn Richtung Abgrund. Dein Herz? Am Boden.

Aber hier ist die gute Nachricht: Die Wissenschaft zeigt: Nach genau 72 Stunden beginnt dein Gehirn bereits zu heilen. Neuroplastizität bedeutet - du bist bereits auf dem Weg der Besserung (Fisher et al., 2010; Field, 2011).

Und genau hier machen die meisten Frauen die Fehler, die den Heilungsprozess um Monate verlängern.

"Es geht erst einmal darum, da rauszukommen und im nächsten Schritt das Grübeln in den Griff zu bekommen, denn das ist ganz schlimm."

Die gute Nachricht? Ich glaube, alle schaffen das. Es geht nur darum, sich richtig zu sortieren.

Dein Körper im Ausnahmezustand erkennen {#ausnahmezustand}

Erstmal: Checkst du überhaupt, in welchem Zustand du bist?

Dein Körper schreit gerade förmlich. Erkennst du diese Zeichen?

  • Das Herz rast ständig (auch nachts)

  • Kein Hunger, aber gleichzeitig diese innere Leere

  • Schlaf? Fehlanzeige. Oder nur mit Alpträumen

  • Die Konzentration ist im Eimer

  • Diese innere Anspannung, die nicht weggeht

Das ist dein sympathisches Nervensystem im Kampf-und-Flucht-Modus. Und das ist keine Einbildung - Was in deinem Gehirn passiert, ist messbar: Liebeskummer aktiviert dieselben Schmerzzentren wie eine Verletzung. Das ist keine Einbildung - das ist Neurobiologie (Kross et al., 2011; Eisenberger et al., 2003).

Die neurobiologische Forschung zeigt, dass der Körper mit einer massiven Stressreaktion antwortet: Cortisol- und Adrenalinausschüttung führen zu einer Überaktivierung des sympathischen Nervensystems.

Kein Wunder, dass du dich fühlst, als würdest du verrückt werden.

Aber hier kommt der Clou: Du kannst dein Nervensystem nicht wie einen Schalter umlegen. "Beruhig dich mal" funktioniert nicht. Was funktioniert, zeige ich dir jetzt.

Die SOS-Liebeskummer-Methode (Vagusnerv-Aktivierung)

Vagusnerv-Übungen zur Selbstregulation

Diese Methode hat schon hunderten Frauen geholfen, aus dem Chaos-Modus rauszukommen. Aber lass mich erst erklären, warum sie funktioniert:

Der Vagusnerv ist der längste Nerv deines Körpers und verbindet Gehirn mit Herz, Lunge und Verdauungssystem. Er ist der Hauptakteur deines parasympathischen Nervensystems - das ist der Teil, der für Entspannung und Regeneration zuständig ist.

Wenn du im Liebeskummer-Schock bist, ist dein Stresssystem (Sympathikus) überaktiv. Der Vagusnerv ist sozusagen der Gegenspieler, der dich wieder runterfahren kann. Durch gezielte Übungen können wir ihn aktivieren und so dein System beruhigen.

Schritt 1: Augenbewegungen (2 Minuten)

  • Halte deinen Kopf komplett gerade

  • Bewege NUR deine Augen - scharf nach rechts

  • Halte für 60 Sekunden

  • Dann scharf nach links für 60 Sekunden

  • Ja, es fühlt sich komisch an. Mach es trotzdem.

Schritt 2: Gähnübungen

  • Öffne deinen Mund weit (wie beim Gähnen)

  • Mach den Mund wieder zu

  • Wiederhole das künstliche Gähnen

  • 10-15 Mal, bis echtes Gähnen einsetzt

  • Das entspannt Kiefer und aktiviert den Vagusnerv

Schritt 3: Gesicht ausstreichen

  • Beginne an der Stirn, streiche zu den Schläfen

  • Dann um die Augen herum

  • Von den Wangen zum Kinn

  • Vom Kinn zu den Ohren

  • Sanft aber bestimmt

  • 10-15 Mal das ganze Gesicht

  • Spür, wie dein Gesicht weicher wird

Schritt 4: Summen

  • Such dir eine einfache Melodie

  • Summe laut (ja, laut!)

  • Mindestens 2 Minuten

  • Die Vibration beruhigt die Nervenenden

Mach diese Übung 3x täglich in den ersten Tagen. Morgens direkt nach dem Aufwachen, mittags und vor dem Schlafengehen.


Der Grübelstopp: Raus aus der Gedankenspirale

Du kennst das: Die Gedanken rasen. Warum? Was hätte ich anders machen können? Liebt er eine andere?

Diese "neuronale Autobahn" macht dich kaputt. Zeit für die 5-4-3-2-1-Methode:

So geht's:

  1. 5 Dinge, die du SIEHST

    • Benenne sie laut: "Ich sehe die blaue Tasse, den Vorhang..."

  2. 4 Dinge, die du SPÜRST

    • "Ich spüre meine Füße am Boden, den Pullover..."

  3. 3 Dinge, die du HÖRST

    • "Ich höre das Auto draußen, meinen Atem..."

  4. 2 Dinge, die du RIECHST

    • Oder stelle dir deinen Lieblingsduft vor

  5. 1 Sache, die du SCHMECKST

    • Nimm einen Schluck Wasser oder erinnere dich an Schokolade

Diese Methode holt dich ins Hier und Jetzt. Weg von der Vergangenheit, raus aus der Zukunftsangst.

Die 3 größten Fehler (und wie du sie vermeidest)

Fehler 1: Voreilige Panikentscheidungen treffen

Warum es schadet: Im Schockzustand triffst du Entscheidungen, die du später bereust
Was stattdessen: Gib dir 72 Stunden Bedenkzeit für ALLES - keine Anrufe, keine Nachrichten, keine großen Lebensveränderungen

Fehler 2: Den Partner um jeden Preis zurückwollen

Warum es schadet: Du verrätst dich selbst
Was stattdessen: Frag dich: "Will ich IHN oder will ich den SCHMERZ weg?"

Fehler 3: Sich komplett isolieren

Warum es schadet: Allein versinkst du im Schmerz
Was stattdessen: Lass mindestens EINE Person täglich nach dir schauen. Eine Person täglich = 40% schnellere Heilung. Das ist keine Schwäche, das ist smart (Uchino, 2009; Cohen & Wills, 1985).

Mein kontroverser Tipp: Lass dich krankschreiben

Jetzt kommt's: Ein Liebeskummer ist auf hormoneller Ebene genau so ein Ausnahmezustand wie eine Grippe oder ein gebrochenes Bein.

Nur weil es emotional ist und "innen drin" und nicht direkt sichtbar, heißt es nicht, dass es nicht da ist.

Du funktionierst gerade nicht richtig. Und das ist keine Schwäche - das ist Biochemie.

So gehst du vor:

  1. Geh zu deinem Hausarzt

  2. Sei ehrlich: "Ich durchlebe gerade eine akute Trennungskrise"

  3. Erkläre deine körperlichen Symptome

  4. Bitte um eine Woche Auszeit

Viele Ärzte verstehen das inzwischen. Falls nicht, such dir einen anderen.

Diese Zeit brauchst du. Nicht um dich zu verkriechen, sondern um die Akutphase professionell zu überstehen.

Was wirklich hilft (und was nicht)

Was NICHT hilft:

❌ "Lenk dich ab" - Partys und Tinder ersetzen keine Trauerarbeit ❌ "Sei stark" - Unterdrückte Gefühle kommen doppelt zurück ❌ "Zeit heilt alle Wunden" - Nicht ohne aktive Verarbeitung ❌ Alkohol oder Drogen - Verschlimmern alles

Was WIRKLICH hilft:

Rundumbetreuung organisieren

  • Ruf deine beste Freundin AN

  • Lass Menschen für dich einkaufen und kochen

  • Nimm Begleitung für Spaziergänge an

  • Du brauchst jetzt dein Rudel!

Struktur schaffen

  • Feste Aufsteh- und Schlafenszeiten

  • 3 Mahlzeiten (auch wenn's nur Suppe ist)

  • Tägliche Bewegung (und sei es nur um den Block)

  • Die SOS-Methode als Ritual

Professionelle Hilfe

  • Bei tieferem Schock: EMDR-Therapie

  • Coaching für klare nächste Schritte

  • Körpertherapie für gespeicherte Traumata

Deine nächsten Schritte

Jetzt sofort:

  1. Mach die SOS-Liebeskummer-Methode (ernst gemeint, JETZT)

  2. Ruf eine Freundin an und bitte um Hilfe

  3. Plane deine nächsten 72 Stunden

Diese Woche:

  • Termin beim Hausarzt machen

  • Rundumbetreuung organisieren

  • Täglich 3x SOS-Methode

  • Grübelstopp bei Bedarf

Langfristig:

  • Nach 1-2 Wochen: Die eigentliche Arbeit beginnt

  • Muster erkennen und verstehen

  • Neue Beziehungskompetenz aufbauen

Du schaffst das. Ich glaube an dich.

Weißt du, warum ich so sicher bin? Weil ich schon hunderte Frauen durch diese Phase begleitet habe. Jede einzelne hat es geschafft. Manche schneller, manche langsamer. Aber ALLE haben es geschafft.

Die eigentliche Arbeit beginnt, wenn du über diese ersten ein, zwei Wochen hinweg bist und dich beruhigt hast. Aber erstmal geht es nur darum: Überleben. Atmen. Einen Schritt nach dem anderen.

🎯 Bereit für den nächsten Schritt?

Lass uns sprechen. In einem kostenlosen Erstgespräch schauen wir, wie ich dich durch diese Zeit begleiten kann.


Denk dran: Diese Phase geht vorbei. Aber was du daraus lernst, bleibt für immer.

Deine Irina

P.S.

Speicher dir diesen Artikel. Du wirst ihn in den nächsten Tagen noch öfter brauchen. Und wenn du eine Freundin hast, die gerade durch sowas durch muss - schick ihn ihr. Manchmal ist das die Hilfe, die rettet.

Wissenschaftliche Quellen

Cohen, S., & Wills, T. A. (1985). Stress, social support, and the buffering hypothesis. Psychological Bulletin, 98(2), 310-357.

Eisenberger, N. I., Lieberman, M. D., & Williams, K. D. (2003). Does rejection hurt? An fMRI study of social exclusion. Science, 302(5643), 290-292.

Field, T. (2011). Romantic breakups, heartbreak and bereavement. Psychology, 2(4), 382-387.

Fisher, H. E., Brown, L. L., Aron, A., Strong, G., & Mashek, D. (2010). Reward, addiction, and emotion regulation systems associated with rejection in love. Journal of Neurophysiology, 104(1), 51-60.

Kross, E., Berman, M. G., Mischel, W., Smith, E. E., & Wager, T. D. (2011). Social rejection shares somatosensory representations with physical pain. Proceedings of the National Academy of Sciences, 108(15), 6270-6275.

Uchino, B. N. (2009). Understanding the links between social support and physical health: A life-span perspective with emphasis on the separability of perceived and received support. Perspectives on Psychological Science, 4(3), 236-255.

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